Kategorien
Projekte

Fachtag Demokratie erleben – Demokratie gestalten

Der Fachtag „Demokratie erleben – Demokratie gestalten“ am 25.11.2019 wurde mit einem Vortrag von Yasin Dülger – Islamischer Theologe und Sozialarbeiter aus Frankfurt – eröffnet.

In dem Vortrag zum Thema „Der Islam als Integrationshindernis?“ wies Herr Dülger zunächst auf die Komplexität der Fragestellung hin: So gäbe es ebenso wenig DEN Islam, wie DAS Christentum. Vielmehr müsse man fragen, ob nicht ein bestimmtes Islamverständnis ein Integrationshindernis sei, welches allein in den verschiedenen muslimischen Gruppierungen in Deutschland teilweise gegensätzliche Ausprägung habe.

Ein Grund dafür liege in der Mehrdeutigkeit der Quellen des Islam, Koran und Hadith, welche ein plurales Verständnis innerhalb der Religion hervorrufe.
Die Frage, ob DER Islam ein Problem mit Demokratie habe, beantwortete Yasin Dülger ganz klar mit Nein, schon allein wenn man bedenke, dass viele Flüchtlinge bewusst in ein demokratisches Land wie Deutschland flöhen, weil sie in ihrem eigenen ihrer Freiheit beraubt wurden und sich nach dieser und einem Mitspracherecht sehnten.

Zudem betonte er, Extremismus und antidemokratische Positionen seien unabhängig von Religion und Nationalitäten, vielmehr hätten sie etwas mit der Frage der Sozialisierung zu tun. Menschen mit Bedürfnissen und Nöten, denen nicht geholfen werde, würden oft von Extremisten in eine Gruppe aufgenommen und ihnen mit fundamentalistischem/extremistischem Gedankengut scheinbar geholfen. Hier seien Islamismus und Rechtsextremismus, sowie andere Extrempositionen ganz ähnlich strukturiert. Daher spiele Prävention durch Aufklärung, Bildung und ein funktionierendes Sozialsystem so eine wichtige Rolle.
Das Problem in Deutschland läge nicht an der fehlenden Integration, sondern vielmehr am fehlenden Diskurs. Zu selten gäbe es Anfragen an wissenschaftlich ausgebildete islamische Theologen, auch um Antipathien aufgrund von Nichtwissen und Schubladendenken entgegenzuwirken. Diese Fachspezifische finde sich allerdings leider auch gerade bei den fundamentalen Muslimen. Yasin Dülgers Ratschlag und wichtiges Anliegen wörtlich: „Bitte recherchiert, bevor ihr etwas glaubt!“

Fachtag Demokratie erleben – Demokratie gestalten

Der zweite Vortrag

von Prof. Dr. May – u. a. Universitätsprofessor für Didaktik der Politik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ehrenamtlicher Sozialkundelehrer – wurde zum Thema „Hate Speech als Herausforderung für die demokratiefördernde Bildungsarbeit“ gehalten.
Herr May wies auf das zunehmende Auftreten von Hate Speech hin, ausgehend vor allem von seinen Erfahrungen mit Erzählungen von Lehramtsstudierenden an Schulen. Wichtig sei hierbei zu betonen, dass es sich bei dieser Form der beleidigenden Anrede um einen öffentlichen Akt handele. Hate Speech sei die verbale Abwertung einer anwesenden/nichtanwesenden Person, mit unterschiedlicher Zielsetzung. Zu differenzieren sei dabei z.B., ob die diskriminierende Person ihr Gegenüber beleidige, weil sie in persönlichem Konflikt mit ihr stehe, oder eine allgemeine abwertende Äußerung treffe um sich selbst positiv hervorzutun.
Es wurden Lösungsmodelle vorgestellt, wie in einer bestimmten Situation das Gespräch mit der geschädigten und der schädigenden Person umzugehen möglich wäre, ohne dabei durch das direkte Ansprechen der Situation den Geschädigten weiter abzuwerten. Eine Möglichkeit könne dabei situatives Reagieren sein: auf Hass nicht mit Hass zu antworten, sondern mit Counter Speech humorvoll auf die Situation einzugehen und sich laut und freundlich gegen Diskriminierung auszusprechen. Im Fokus stehe dabei immer, situationsangemessen zu reagieren, sowie das Opfer primär zu schützen.
Umrahmt wurde der Fachtag mit Musik von Herr Haschemi aus Afghanistan und interessanten Workshops zu den einzelnen Referaten.

Preisverleihung Kunstwettbewerb 2019